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Waddenzee 2008: Das Wasser kommt und geht

Reisevorbereitungen

Am Morgen des 18. Juli 2008 sitze ich im Flugzeug auf dem Rückflug von Los Angeles nach Frankfurt. Eine lange Arbeitswoche liegt hinter mir. Gestern um 17:00 Uhr Ortszeit sind wir gestartet. Ankunft in Frankfurt gegen Mittag. Von dort geht es weiter mit dem Zug über Köln nach Wuppertal. In Gedanken bin ich schon auf dem Wasser. Heute Nachmittag werden wir noch nach Lelystad fahren, unser Schiff entern, Vorräte verstauen und den Sonnenuntergang im Cockpit genießen. Wir wollen nach England. Erst nach IJmuiden und von dort mit Kurs 270° rüber auf die Insel.

Die lange Überfahrt über die Nordsee und quer durch die stark befahrene Schifffahrtsroute wollen wir nicht alleine unternehmen. Unsere Freunde Kathrin und Peter gehören zu unserem Plan. Peter hat das nötige Kartenmaterial und den Almanach von Reeds organisiert. Schon vor Wochen haben wir uns in Dortmund getroffen und die alternativen Anlaufpunkte an der englischen Küste studiert. Die beiden stoßen morgen früh zu uns. Dann haben wir eine gute Woche Zeit. Gerade ausreichend für unseren Plan - wenn das Wetter mitmacht.

Petra
Olaf
Peter und Kathrin

Wir treffen am frühen Abend in Lelystad ein. Schnell sind alle Dinge an Bord und wir lassen uns in den Abend treiben. Ich versuche, so lange wie möglich wach zu bleiben, um dem Jetlag ein Schnippchen zu schlagen, was mir bis kurz vor elf auch gelingt.

Der Törn im Überblick

Rot: Törn mit Kathrin und Peter (1ste Woche). Orange: Törn zu zweit (2te Woche).
Start und Ziel jeweils Lelystad.

19.7.08 Lelystad - Enkhuizen

Am Samstagmorgen wird nach einem letzten Check des Wetterberichtes klar, dass wir England als Reiseziel streichen müssen. Starker bis stürmischer Wind aus westlichen Richtungen, heute und in den nächsten Tagen. Kathrin und Peter sind gegen 10:00 eingetroffen. Schnell revidieren wir unsere Reisepläne. Schließlich sind wir im Urlaub und nicht auf der Flucht. Und außerdem - Trommelwirbel - ist das die Hochzeitsreise der beiden. Vor ein paar Wochen wurden die beiden stilecht auf der Passat in Travemünde getraut.

Statt langer Überfahrt, England und Pfefferminzsoße, steht uns der Sinn nun mehr nach kurzen Törns, westfriesischen Inseln und frischem Fisch. Bei 5-6 Bft und etwas Regen geht es auf dem ersten Schlag heute rüber nach Enkhuizen. Wir liegen im Oude Haven, die Sonne kommt wieder, der Cobb-Grill gibt sein Bestes und drei Flaschen Rotwein müssen dran glauben. Gegen elf gehen wir in die Koje. Von Jetlag keine Spur mehr.

Enkhuizen

20.7.08 Enkhuizen - Lemmer

Wir schlafen lang. Unser Tageziel für heute ist Lemmer. Bei satten 4-5 Bft aus West brauchen wir für die Überfahrt rund dreieinhalb Stunden. Peter läuft an der Pinne von Sophie zur Höchstform auf und schmiedet schon Pläne, wie er uns überreden kann, mit Sophie an der Pott-Regatta teilzunehmen. In Rauschefahrt werden die Wellen abgeritten. Den Spaß kann auch der wolkenverhangene Himmel nicht trüben.

Überfahrt nach Lemmer

Um kurz nach vier liegen wir fest in Lemmer hinter der Schleuse an der Hafenmole. Kathrin kocht Nudeln mit Gemüsesauce. Später machen wir noch eine Runde durch die Stadt. In einer Kneipe gibt es Guinness - fast wie in England ...

Lemmer

21.7.08 Lemmer - Makkum

Auch heute, Montag, den 21. Juli 2008, ist das Wetter ungemütlich. Wetteronline sagt NW 6, Böen bis 90km/h und Schauer voraus. Da macht auch das IJsselmeer keinen großen Spaß mehr.

Aber in Holland gibt es ja Alternativen. Wir besorgen uns eine Karte der friesischen Kanäle. Mit stehendem Mast kann das ganze Land durchfahren werden. Man muss nur darauf achten, dass die Brücken beweglich und die Wassertiefe ausreichend ist. Hier leistet im übrigen auch der niederländische Wateralmanak (Pflichtlektüre an Bord in den Niederlanden) nützliche Dienste, denn er enthält die Brückenöffnungszeiten und -entgelte. Letzteres ist besonders wichtig, weil man den entsprechenden Betrag in Form von Kleingeld passend bereit halten sollte. Das Geld wird bei der Durchfahrt der Brücke in einen Holzschuh geworfen, den der Brückenwärter an einer langen Angel zum Schiff herüberschwenkt.

Brückengeld in den
Holzschuh, bitte!

Wir machen uns um 13:00 Uhr auf den Weg. Die erste Herausforderung wartet bereits am anderen Ende des Hafens vor der Klappbrücke auf uns. Wir müssen warten, was sich beim kräftigen Wind im schmalen Kanal und zwischen den rechts und links liegenden Schiffen als schwierig erweist. Nur mit Mühe gelingt es, auf dem Teller den Bug gegen den Wind zu drehen, argwöhnisch beobachtet von den Augen der Liegeplatzinhaber, die vermutlich schon den Bug von Sophie in ihre Schiffsmitte gerammt sehen. Aber alles geht gut und wir können die Kanalfahrt antreten. Bei kräftigen Böen und Regenschauern geht es durch die friesische Landschaft, vorbei an Wiesen und Kühen, durch Brücken und über kleine Seen. Gegen Nachmittag kommt häufiger die Sonne hervor. Als wir gegen 19:00 in Makkum die Schleuse ins IJsselmeer passieren, hat die Sonne den Regen endgültig besiegt.

Törnplanung
Binnenfahrt in Friesland

Wir machen fest im Yachthafen von Makkum. Die Bordküche serviert heute Spätzle mit Champignons. Peter entdeckt das Liederbuch. Den Rest des abends verbringen wir mit lustigen Gesängen und Törnplanung. Morgen geht es raus auf die Waddenzee.

Makkum

22.7.08 Makkum - Vlieland

Das Wetter wird besser. Heute ist es nur noch leicht bewölkt. Die Sonne scheint. Der Wind weht mit 3-4 Bft aus West. Unser Ziel ist die Insel Vlieland. Wir planen, mit ablaufendem Wasser von Harlingen aus zur Insel zu fahren. Die Tide kippt heute in Harlingen um 13:26. Um 11:10 brechen wir auf und passieren die Schleuse Konwerderzand gegen 12:00 Uhr.

Ab in die Schleuse!

Hinter der Schleuse öffnet sich die Waddenzee. Zum ersten mal taucht Sophies Rumpf in Nordseewasser. In der Fahrrinne entlang der Küste geht es Richtung Harlingen. Der Wind steht günstig, wir segeln. Vor Harlingen ändert sich der Kurs um ca. 90° nach backbord. Es ist 13:20. Fast eine Punktlandung. Unter Motor und mit der Strömung steuern wir in Richtung der vorgelagerten Inseln. Die betonnte Fahrrinne durch das Watt macht einige Biegungen. Zwischendurch haben wir daher immer wieder Gelegenheit, die Segel zu setzen. Die Sonne scheint und die Natur um uns herum ist herrlich.

Wir erreichen Vlieland gegen 16:30 und finden noch einen Platz im Hafen. Zu Fuß machen wir einen Spaziergang ins Städtchen und schaffen sogar den Aufstieg bis zum Leuchtturm. Der Blick über das Watt ist atemberaubend. Das Wasser ist nun weg. Einige Plattbodenschiffe sind trockengefallen. Spontan denkt man an "Das Rätsel der Sandbank" von Childers.

Impressionen von Vlieland

Der Abend klingt aus mit der Navigation für morgen und Rotwein im Cockpit.

23.7.08 Vlieland - Texel

Es ist Mittwoch, der 23. Juli 2008. Der Wind hat nördlich gedreht und soll sich im Lauf des Tages über Nord nach Nordost verändern - bei 2-3Bft. Das trifft sich gut, denn wir haben vor, nach Texel zu segeln. Endlich eine Gelegenheit, unseren Spinnaker zu setzen.

Wir legen um 12:30 ab und motoren das erste Stück um die Ostspitze von Vlieland herum. Eine Robbe sieht uns dabei zu. Um 13:40 ist es dann soweit: Der Spinnaker kommt aus der Tüte. Bei angenehmem Wind segeln wir Richtung Südwesten an der Nordseeküste von Vlieland und Texel entlang. Unser Spi leuchtet in der Sonne. Um 17:45 erreichen wir die Südspitze von Texel und bergen das bunte Segel. Die letzten Seemeilen müssen wir nach Oudeschild, der Hafenstadt von Texel, aufkreuzen.

Überfahrt nach Texel

Der Hafen sieht voll aus. Die ersten Yachten liegen bereits außerhalb des Yachthafens im Industriehafen. Aber wir finden mit unserem kleinen Schiff noch ein Plätzchen. Es ist schon 20:50, aber wir machen uns noch auf den Weg in den Hafen, in der Hoffnung, noch leckeren Fisch essen zu können. Wir haben Glück, es gibt noch was ... ausgezeichneten Fisch, Lamm und Nero d'Avola. Was für ein Tag!

Riesenpäckchen
im Industriehafen

24.7.08 Texel

Heute lassen wir es langsam angehen. Die Sonne scheint, wir haben Zeit, bleiben im Hafen und leihen uns Fahrräder für kleines Geld. Mit unseren Fietsen (so heißen Fahrräder auf niederländisch) erkunden wir die Insel. Der erste Weg führt uns zur Pommes-Bude :-)

Fietsen ahoi!

Weiter geht es zur südwestlichen Seite von Texel an den Nordseestrand. Massen von Menschen bevölkern den Sandstrand vor den Dünen. Man merkt, dass auch die Holländer Ferien haben. Auf dem Rückweg kehren wir noch auf ein Bier in einer Gaststätte ein. Fahrradfahren macht ja soooo durstig ....

Am Nordseestrand
Bier für Radler

25.7.08 Texel - Medemblik

Am Freitag, den 25.7.2008, verlassen wir die Waddenzee wieder in Richtung IJsselmeer. Wir starten um 12:00, knapp zwei Stunden vor Hochwasser Oudeschild.

Der Weg von Oudeschild nach Den Oever führt über ein kurzes Stück Watt, dass bei Ebbe beinahe trocken fällt. Ich hoffe, dass ich mich mit den Wasserständen und Zeiten nicht verrechnet habe. Viel Wasser unterm Kiel wird vom Echolot nicht angezeigt. Aber es reicht. So segeln wir über das Watt und erreichen um 14:40 die Autobahnbrücke vor der Schleuse Den Oever. Leider sind wir wenige Minuten zu spät. Die Brücke wurde gerade geschlossen und wir müssen etwa eine dreiviertel Stunde warten.

Über das Watt

Um 15:40 setzen wir unsere Fahrt im IJsselmeer fort. Unser Ziel ist Medemblik. Der Wind weht aus Osten. Wir nutzen die Gelegenheit, den Spinnaker zu setzen. Gegen 17:00 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und machen fest im inneren Teil des Oosterhaven auf der Südseite.

Unter Spinnaker nach Medemblik

In Wurfweite entfernt befindet sich das Restaurant "D'Artist". Der Inhaber und Koch, ein großgewachsener schlanker Typ mit blonden Rastazöpfen, kocht sensationell. Spezialität des Hauses sind ausgefallene Fischgerichte. Die Krönung des Abends folgt jedoch nach dem Essen. Der Chef verfügt über eine Riesenauswahl unterschiedlicher Absinth-Variationen: "Legale, illegale und sehr illegale", wie er zu sagen pflegt. Serviert wird das Ganze stilecht mit einem gläsernen Samowar voller Eiswasser, aus dessen Hahn das Wasser in Tropfen über Zuckerwürfel ins Glas zum Absinth gegeben wird. Das hat echten Kultcharakter und birgt - da bin ich mir ganz sicher - das Potenzial, dem Geheimnis von Van Goghs abstrakter Farbgebung und lebendiger Strichführung auf die Spur zu kommen. Wir belassen es vernünftiger Weise bei einem Glas und finden so einigermaßen geradeaus, frei von Halluzinationen und ohne abgeschnittene Ohren auf unser Schiff zurück.

Einkehr beim "Artisten"

26.7.08 Medemblik - Edam

Samstag, 26.7.2008. Die Windvorhersage lautet: vormittags O 2-3, nachmittags S 2-3, abends N 2. Praktisch bedeutet diese 270°-Drehung bei kaum mehr als 2 Bft auf dem IJsselmeer Flautensegeln. Unser Ziel ist Edam im Markermeer. Kurz vor zwölf machen wir uns auf den Weg und probieren es etwa eine Stunde lang mit Segeln. Aber für so wenig Wind ist unsere Sophie einfach nicht gemacht. Peter und Kathrin vertreiben sich derweil die Zeit mit Kathrins Sextanten.

Plattbodenschiff
Sextant - wie war das noch?

Nach der Passage des Naviductes von Enkhuizen wagen wir noch einmal einen Versuch mit dem Spinnaker. Aber auch das bunte Segel fällt fast wirkungslos in sich zusammen. Außerdem baut sich über dem südlichen Markermeer eine Gewitterfront auf. So sehen wir zu, dass wir die Seeschleuse von Edam noch rechtzeitig vor dem Regen erreichen.

Von der Seeschleuse aus geht es noch ein gutes Stück durch einen Kanal bis in die Stadt Edam hinein. Vor der Kettingbruk, die den Stadthafen von Edam vom Kanal trennt, müssen wir noch eine halbe Stunde warten, bis um 18:30 der Brückenwärter kommt und die Klappbrücke bedient (ein sehenswertes Schauspiel voller Anmut und Athletik :-). Bei strömendem Regen machen wir kurz darauf in Edam fest. Mitten in der Stadt!

Wir bauen die Kuchenbude auf und kochen Linsen mit Würstchen und Nudeln. Danach machen wir eine Runde durch das kleine Städtchen. Edam ist schon beinahe klischeehaft holländisch. Ein Ort mit netten alte Häuschen, kopfsteingepflasterten Straßen und durchzogen von Grachten. Hier würde der Käse vom Kaas Markt bestimmt noch zum Bahnhof gerollt - wenn es einen Bahnhof gäbe.

Seeschleuse Edam
Kombüse
Edam

27.7.08 Edam - Lelystad

Der Sonntag beginnt früh. Die Kettingbruk wird um 9:30 geöffnet. Peter muss heute Nachmittag in Dortmund wieder seinen Dienst antreten. Also stehen wir um 8:00 auf, frühstücken und legen ab. Die Brücke wird (fast) pünktlich um 9:35 geöffnet.

Kettingbruk
Um 9:55 passieren wir die Seeschleuse von Edam. Auch heute glänzt der Wind durch Abwesenheit. Es ist recht diesig. So treten wir unter Motor den Rückweg nach Lelystad an. Um 12:15 machen wir dort an unserem Heimatliegeplatz fest.

Für Kathrin und Peter geht der Törn und ihre Hochzeitsreise hier leider zu Ende. Für den Trip nach England hat es dieses mal nicht gereicht. Aber die alternative Reiseroute war auch sehr schön. Und warum sollen wir 2009 nicht einen neuen Versuch starten? Dann nehmen wir uns gleich zwei Wochen Zeit und es klappt bestimmt - wenn das Wetter mitspielt ...

Nachdem wir unsere Freunde verabschiedet haben, nutzen wir die Gelegenheit, das Schiff gründlich sauber zu machen. Heute segeln wir nirgendwo mehr hin. Stattdessen setzen wir uns ins Auto und besuchen die Strandbude südlich der Flevo Marina. Hier gibt es immer ein kühles Getränk und erstklassige Spare Rips. Den restlichen Abend verbringen wir bei Sundowner und Rotwein im Cockpit und überlegen, wie wir die nächste Woche gestalten wollen. Was hat uns in der letzten Woche besonders gefallen, was wollen wir Neues erleben?

28.7.08 Lelystad - Medemblik

Ganz besonders gut gefallen hat uns das Restaurant in Medemblik. Und so wird Medemblik unser erstes Ziel auf dem zweiten Teil der Reise. Bevor wir uns um 12:30 auf den Weg machen, haben wir noch einen Gast an Bord. Vercharterer Uli Mittler, dessen Flotte hier in Lelystad Haven liegt, gibt sich die Ehre.

Der Wind ist heute mit 3 Bft aus Ost angesagt. Später soll er nordöstlich drehen. Wir beschließen, oberhalb des Deiches auf dem IJsselmeer von Lelystad in Richtung Medemblik zu segeln. Das tolle Segelwetter gibt uns erneut Gelegenheit, den Spinnaker für drei Stunden zu lüften.

Um 18:20 schläft der Wind ein. Wir bergen alle Segel und motoren die letzten 5 Seemeilen nach Medemblik. Dort liegen wir fast an der gleichen Stelle wie vor ein paar Tagen im Päckchen mit einem holländischen Segler. Ein nettes älteres Ehepaar mit einem chinesischen Schiff, dass von der Form her an unsere Monsun erinnert, nimmt uns die Leinen ab. Überhaupt: Wir erleben die holländischen Segler immer sehr freundlich, hilfsbereit und interessiert. Keine Spur von Ressentiments gegenüber uns Deutschen.

Auch der zweite Abend im Restaurant D'Artist ist wieder ein Hochgenuss. Auf den Absinth verzichten wir heute allerdings. Wir lassen den Abend ausklingen bei Rotwein und dezentem Gitarrenspiel im Cockpit. Das freut auch die Nachbarn ...

29.7.08 Medemblik

Heute, am Dienstag, weiß das Wetter nicht so recht, was es will. Es ist etwas Wind angesagt, zwischendurch Gewitter, dann wieder sonnig. Morgens ist es bewölkt und auch etwas drückend. Ein guter Tag für einen Hafentag.

Wir verholen unser Schiff an einen Liegeplatz an der Westseite des Hafenbeckens, unmittelbar vor der Brücke. Von dort bietet sich schönstes Hafenkino. Schräg vor uns macht Michaels altes Schiff, die Outlaw (IMX 38), fest. Scheint seit dem Verkauf 2004 ein paar Schrammen hinzu bekommen zu haben.

"Outlaw" vis a vis von "Sophie"
Dampfschiff "Nordzee"
einfach mal
abhängen
Den Rest des Tages verbummeln wir. Zwischendurch bastele ich noch etwas an der Genua herum, um das Fall besser trimmen zu können. Aber im Großen und Ganzen lassen wir den Tag, der sich am Nachmittag in schönstem Wetter präsentiert, entspannt an uns vorbei ziehen.

30.7.08 Medemblik - Harlingen

Es ist Mittwochmorgen. Wir haben genug gefaulenzt und beschließen, erneut die Waddenzee zu besegeln. Heute wollen wir nach Harlingen. Von dort soll es dann am nächsten Tag nach Terschelling gehen.

Wir brechen um 9:10 auf und setzen unmittelbar nach der Hafenausfahrt die Segel. Für knapp drei Stunden lässt es sich gut segeln, dann schläft der Wind ein und die IJsselmeer- Fliegen kommen. Die letzten Meilen bis zur Schleuse Kornwerderzand laufen wir unter Motor. In der Schleuse stellen wir uns für unsere Verhältnisse etwas dilettantisch an und verfehlen mit der Heckleine den Poller. Das freundliche Schleusenpersonal hilft uns, alles geht gut.

Um 14:05 verlassen wir die Schleuse und nehmen Kurs auf Harlingen. Die Tide war kurz vor Harlingen gerade auf dem Tiefpunkt und steigt nun langsam. Aber die Fahrrinne ist hier sehr flach. Wir kommen mit unseren 1,40m Tiefgang durch, andere Schiffe mit wenig mehr Tiefgang müssen abwarten, bis das Wasser ein paar Zentimeter gestiegen ist.

In Harlingen steuern wir den Noorderhaven an. Es ist 15:30 und noch einigermaßen frei hier. Wir liegen gut im Päckchen und können uns entspannt das Hafenkino gönnen. Der Noorderhaven ist relativ schmal. Auf der Nordseite gibt es einen Schwimmsteg (hier liegen auch wir), an der Südseite liegt man an der Kaimauer - was nicht so komfortabel ist, weil sich der Wasserstand mit den Gezeiten ändert. Spannend wird es, wenn ein größeres Boot im Hafen auf dem Teller drehen will. Viel Platz ist weder vorne noch hinten. Kommt noch Wind dazu, wird es schnell hektisch und kann krachen (was auch prompt passiert). Zum Glück bleiben wir von Kollisionen verschont. Aber einen sicheren Liegeplatz stellt man sich anders vor. Nebenbei bemerkt: Die Duschen im Hafen waren den einen Euro nicht wert, den ich dort für warmes Wasser eingeworfen habe. Das Wasser blieb kalt.

Harlingen selbst ist ganz nett, aber nicht gerade umwerfend. Wir gehen in der Fußgängerzone, die parallel zum Hafen verläuft, Pizza essen, und drehen noch eine Runde durch die Stadt.

Harlingen

31.7.08 Harlingen - Terschelling

Am Donnerstagmorgen herrscht Aufbruchstimmung. Hochwasser Harlingen ist heute um 9:25. Wer auf die Inseln will, sollte dies mit ablaufendem Wasser tun. Wir warten bis 10:15, um Terschelling kurz nach Niedrigwasser (15:15) zu erreichen.

Um 10:30 setzen wir die Segel. Der Ostwind mit 3-4 Bft bringt uns auf dem Weg nach Nordwesten gut voran. Dann heißt es irgendwann, gegen Wind und Strom aufzukreuzen. Das ist recht mühsam und dauert. Nebenbei muss man die Schnellfähren ("Tiger") im Auge behalten. Die heizen mit irrer Geschwindigkeit zwischen den Segelbooten hindurch. Von weitem machen sie mit Lichthupe auf sich aufmerksam. Aber das Wetter ist toll, die Sonne scheint und der Wind ist passend.

Vor der Fahrrinne, die in nordwestlicher Richtung vor Terschelling verläuft, beobachten wir ein größeres Schlauboot mit Schleppvorrichtung. Sieht aus wie ein professioneller Schlepper, der darauf wartet, dass sich jemand verkalkuliert und aufläuft, um ihn dann gegen gehöriges Honorar von der Sandbank zu ziehen.

Auf dem Weg nach Terschelling

Wir kommen ohne Grundberührung durch und erreichen den Hafen von Westterschelling um 15:35. Mit uns laufen die netten Holländer ein, die wir in Medemblik kennen gelernt haben. Wir finden noch einen Platz am Steg, machen fest und sind stolz darauf, wie gut heute alles geklappt hat.

Bei einem Erkundungsgang durch die Stadt fällt uns das kleine Restaurant "De Zee" auf. Hier essen wir zu Abend. Es schmeckt hervorragend. Weil es so lecker war, bestellen wir für morgen Abend vor (Kabeljau).

In der Nacht kommt Gewitter auf. Es soll wieder sehr windig werden (W 5-6). Egal, wir wollten ja sowieso morgen hier bleiben.

1.8.08 Terschelling

Wir nutzen den Freitag, um die Genua abzuschlagen und die Sturmfock aufzuziehen. Morgen wollen wir auf jeden Fall den Heimweg antreten, aber der Wind soll nur wenig nachlassen.

Sophie mit Sturmfock

Heute ist es jedenfalls sehr windig. Die Waddenzee ist aufgewühlt - aber die Sonne scheint. Wir machen eine schöne Strandwanderung und genießen die frische Seeluftbrise.

Tonnenlager
Strand von Terschelling
Westterschelling

Abends im Restaurant De Zee genießen wir leckeren Kabeljau und feiern unseren Jahrestag. Wir gehen früh ins Bett, denn morgen wollen wir um 7:45 ablegen.

Abendessen im De Zee

2.8.08 Terschelling - Hindeloopen

Samstagmorgen: Wie geplant stehen wir früh auf, frühstücken, checken den Wetterbericht und legen um 7:45 ab. Es herrschen satte 5 Windstärken aus Südwest. Unter Sturmfock und mit gerefftem Groß segeln wir in Richtung Festland. Zwischendurch müssen wir zeitweise motoren, weil es direkt gegen an geht. Dann wird wieder gesegelt. Die kurzen, steilen Wellen machen das Aufkreuzen mühsam. Außerdem verhält sich das Schiff unter Sturmfock und gerefftem Groß leegierig. Ohne Reff im Groß segelt es sich auch bei diesem Wind eindeutig besser.

Gegen 11:00 wird das Wetter besser. Der Wind bleibt, aber die Sonne kommt öfter zum Vorschein. Vor Harlingen bergen wir wieder die Segel und fahren unter Motor in Richtung Schleuse Kornwerdersand. Dabei stellen wir fest, dass die Führung der Rollvorrichtung für den Großbaum gebrochen ist. Vermutlich hat sie dem Druck im gerefften Segel nicht standgehalten.

Wir erreichen die Schleuse Kornwerderzand gegen 12:50. Es hat sich ein Stau gebildet. Wir kommen erst beim zweiten Schleusenvorgang mit. Immerhin: Dieses mal klappt das Schleusen fehlerlos.

Von der Schleuse geht es unter Segeln weiter nach Hindeloopen. In Hindeloopen hat man die Wahl zwischen der komfortablen Marina und dem kleinen Hylper Hafen. Wir entscheiden uns für letzteren und werden vom Hafenkapitän (nur echt mit der Kapitänsmütze!) an einen freien Platz gelotst.

Hindeloopen ist auf jeden Fall einen Stopp wert. Ganz kleine, schnuckelige Häuschen, sehr verträumt. Leider sind wir beide ziemlich kaputt und das Wetter ist auch nicht gerade einladend (Regen!). Nach einer warmen Dusche, etwas Pasta und einem kurzen Spaziergang hauen wir uns in die Kojen.

3.8.08 Hindeloopen - Urk

Irgendein Freund von uns (der das hier bestimmt liest) hat uns mal gesagt, Urk wäre nicht schön und man müsse dort nicht hinsegeln. Das möchten wir nun gerne selbst herausfinden und so ist Urk unser letztes Törnziel. Die Windvorhersage meldet SW 4-5 mit Böen bis zu 70km/h. Aber wir haben ja die Sturmfock aufgezogen, lassen uns also nicht beeindrucken.

Wir brechen um 10:20 auf, kreuzen an Stavoren vorbei, halten uns gut frei vom Frauensand und schwenken auf einen südöstlichen Kurs ein. Die kurze IJsselmeerwelle hat es heute in sich. Der Wind hat noch deutlich zugelegt (geschätzt 7 Bft, gefühlt in Böen 9 Bft). Dazu kommt der eine oder andere Regenschauer. Alles in allem eine ziemlich anstrengende Überfahrt, die wir kurzzeitig durch Beidrehen unterbrechen, um mal einen Moment durchzuatmen.

Wir erreichen Urk gegen 16:50. Urk ist immer noch geprägt durch die Fischereiindustrie. Hier wird hart gearbeitet, das merkt man. Wir machen einen Rundgang durch die kleine Stadt. Beeindruckend ist das Denkmal für die auf See gebliebenen Fischer. Rings um das Denkmal sind an den Wänden die Namen der verunglückten Seeleute aus Urk aufgeführt. Die letzten Einträge sind von 2007.

Windiges Urk
Fischerdenkmal Urk

Auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens befindet sich eine Werft. Hier liegt gerade eine unglaublich große Megayacht (Schoner) aus Großbritannien. Alleine der Spinnakerbaum würde auf unserem Schiff schon annähernd als Mast durchgehen.

Megasegelschoner

Wir essen abends im Restaurant direkt am Hafen mit Seeblick. Draußen kocht das IJsselmeer und wir denken mit leichtem Gruseln daran, dass wir morgen nach Lelystad zurück müssen.

4.8.08 Urk - Lelystad

Montag, 4.8.2008. Die Windvorhersage ist vergleichbar mit gestern: 5 Bft aus West, Böen bis 80km/h. Aber wir lassen uns nicht entmutigen. Um kurz vor zehn legen wir ab. Wieder erwarten wird es heute ein toller Segeltag (weil die Sonne scheint??). Das Boot läuft auf halbem Wind super, die Wellen sind nicht so unangenehm wie gestern. Unsere Logge pendelt sich bei deutlich über 6 Knoten Fahrt durchs Wasser ein.

Gegen 12:00 treffen wir an der Schleuse in Lelystad ein. Eine knappe Stunde später liegen wir fest in unserer Box in Lelystad. Schnell klar Schiff gemacht, das Deck geschrubbt. Und damit ist unser Urlaub auch leider schon zu Ende.

Wie immer war es sehr erlebnisreich und spannend. Besonders froh sind wir über unsere neu erstandenen Segel, den Spinnaker und die Sturmfock. Beides hat sich bestens bewährt. Und ganz sicher wird das nicht unser letzter Besuch in der Waddenzee gewesen sein.

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