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Frühjahr 2012: Algarve, Gibraltar, Südspanien – und ein Landausflug nach Marokko


Cadiz

Seit dem 6. März 2012 sind wir wieder zurück auf dem europäischen Festland. Wir segeln gemütlich die portugiesische Algarve und die spanische Atlantikküste nach Osten, bis wir am 18. März Gibraltar erreichen. Nach einem kurzen Abstecher auf die afrikanische Seite und einem Kurztrip nach Marokko geht es weiter ins Mittelmeer, entlang der Costa del Sol und der Costa Blanca.

Portugiesische Algarve (6. – 13. März 2012)


Lagune von Faro

In unserem ersten Hafen, Portimao, bleiben wir zwei Tage, um erst mal richtig anzukommen. Leider ist die Marina einen guten Fußmarsch von der Innenstadt entfernt. Die Altstadt von Portimao ist ein großes, geschäftiges Einkaufsparadies, aber ansonsten nicht gerade überwältigend.

Viel schöner ist da unser nächste Anlaufpunkt, Lagos. Die Marina liegt ein paar hundert Meter flussaufwärts hinter einer Klappbrücke. Direkt gegenüber beginnt das Zentrum von Lagos. Eine schmucke Altstadt mit vielen netten Restaurants und Geschäften. Außerdem gibt es eine ganze Reihe alte Mauern und Festungen zu sehen. Eine wirklich schöne Stadt, die älteste an der Algarve. Von hier aus sind viele Entdeckungsfahrten der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer gestartet. Aber auch ein dunkles Kapitel Europas nahm hier seinen Anfang: Der Sklavenhandel mit schwarzafrikanischen Menschen. Den alten Sklavenmarkt kann man heute noch besichtigen.

Portimao Lagos Haus in Lagos Azulejos in Lagos Stadtmauer von Lagos

Nach einem kurzen erneuten Stopover in Portimao segeln wir zur Lagune von Faro und Olhao. Zwischen weitläufigen Sandbänken eröffnet sich ein großzügiges System aus Kanälen (im Watt würde man sie Priele nennen), auf dem Fischerboote und Ausflugsdampfer wuselig hin und her fahren. Ein tolles Ankerrevier, auch wenn durch den nahen Flughafen von Faro hin und wieder ein Flieger über unsere Köpfe hinweg schwebt.

Unser letzter Hafen Portugals nennt sich Vila Real do Santo Antonio und liegt am Grenzfluss zu Spanien. Die Stadt ist architektonisch ganz interessant. Sie wurde im 18.ten Jahrhundert in wenigen Monaten neu und mit viel Aufwand erbaut, um den Spaniern gegenüber mal zu zeigen, was man in Portugal so drauf hat. Das Manövrieren in der Marina ist etwas heikel, weil die Strömung des Flusses auch durch die Marina läuft. Da kommt man mit einem stromanfälligen Langkieler wie der Sophie ein wenig ins Schwitzen. Aber es ist alles gut gegangen …

Am 13. März sagen wir Portugal endgültig auf Wiedersehen – nicht ohne den Hintergedanken, irgendwann mal wieder hier Urlaub zu machen. Vielleicht nicht gerade an der Algarve, die wir nicht unbedingt zu den schönsten Flecken Portugals zählen. Eher im touristisch noch nicht so überlaufenen Nordportugal. Die Portugiesen sind einfach unheimlich nett, das Land ist wunderschön und die Preise sind ziemlich niedrig.

Spaniens Atlantikküste und Gibraltar (13. - 22. März 2012)


The Rock

Unser erster Hafen, Mazagon, ist eigentlich nicht weiter erwähnenswert. Eine riesige, unpersönliche Marina fernab von allem. Im Ort gibt es ein paar Kneipen, davor ein Naturschutzgebiet, in dem man vielleicht ganz nett wandern kann. Uns steht aber der Sinn nach etwas anderem. Wir mieten uns ein Auto und fahren etwa 100km ins Landesinnere. Dort liegt Sevilla. Eine Traumstadt!!! Wir verbringen einen ganzen Tag mit gemütlichem Herumbummeln und Staunen. Unter den vielen sehenswerten, beeindruckenden alten Gebäuden sticht die Plaza de Espana noch einmal hervor. Aber auch die alte Universität macht einiges her. Zum Glück sind wir hier im März und die Temperatur liegt noch bei unter 30° im Schatten. So macht ein Stadtbummel wirklich Spaß.

Sevilla Plaza Espana in Sevilla Kathedrale von Sevilla

Das nächste Highlight wartet einige Meilen weiter Richtung Südosten: Cadiz! Wir machen fest in der Marina America unweit der Altstadt. Cadiz ist eine uralte Stadt, die wohl von den Phöniziern gegründet wurde und auch eine zeitlang von den Römern besetzt war. Für Spanien war Cadiz immer eine sehr wichtige Hafenstadt, das Tor nach Amerika. In der Bucht von Cadiz versteckte sich die vereinigte französisch-spanische Flotte zu Zeiten Napoleons, belagert von den Briten. Der Ausbruchsversuch, der die Allierten eigentlich nach Italien bringen sollte, wurde in der berühmten Schlacht vor Trafalgar von Lord Nelson und seiner britischen Flotte vereitelt. Diese alten Seefahrerstädte haben es uns irgenwie angetan. Einfach durch die engen Gassen schlendern und das Ganze auf sich wirken lassen. Super! Außerdem haben wir die Gelegenheit, einmal echten Flamenco live zu erleben. Nun ja, ein Erlebnis der etwas anderen Art. Petra fand, es war ein ziemliches Geschrei. Es fällt mir schwer, ihr dabei nicht Recht zu geben. Aber auch das muss man mal erlebt haben …

Straße in Cadiz Cadiz vor der Kathedrale

Am nächsten Segeltag runden wir Kap Trafalgar. Vor dem Kap werfen wir eine Flaschenpost ins Meer und sind nun sehr gespannt, ob die irgendwann von irgendwem gefunden wird. Bis jetzt gab es noch keine Nachricht. Hinter Kap Trafalgar liegt der Ort Barbate, ein etwas verschlafener Fischerort, aber ebenfalls mit einem schönen Strand.

Am Tag darauf wagen wir uns in die Straße von Gibraltar. Mit Sonnenschein, blauem Himmel, > 20 Knoten Westwind (6 Bft) und Strom von hinten sind wir geradezu durch die Straße von Gibraltar geschossen. Rechts Afrika, links Europa! Das war total geil!!! In der Bucht von Gibraltar liegen viele Dicke Pötte, um die wir herumkreuzen, um die Marina von La Linea, der spanischen Grenzstadt, zu erreichen.

Unsere Flaschenpost Straße von Gibraltar Bucht von Gibraltar

La Linea ist als Ort eher uninteressant und hat Züge eines sozialen Brennpunktes. Aber die Marina von La Linea liegt direkt an der Grenze zu Gibraltar und ist moderner und erheblich preiswerter als die englischen Marinas direkt in Gibraltar. Um nach Großbrittannien zu kommen, überquert man die Grenze und die Landebahn des internationalen Flughafens von Gibraltar. Das dauert zu Fuß von der Marina La Linea aus höchstens 15 Minuten.

Der Felsen von Gibraltar hat schon was. Er wirkt, als ob er von Geisterhand dort hin geworfen wurde. Zu seinen Füßen tobt das Leben in einer Stadt, die vor Autos überquillt (hier ist übrigens wie in Resteuropa Rechtsverkehr). In der Einkaufsmeile (Fußgängerzone in der Altstadt) reihen sich Spirituosengeschäfte, Tabakläden und Juweliere aneinander. Dazwischen immer wieder mal nette Pubs oder Restaurants. Unbeding gesehen haben muss man natürlich die Affen auf dem Felsen. Man kann dort zu Fuß über Treppen hinaufsteigen oder die Seilbahn nehmen. Letztere ist bequemer, aber natürlich teurer. Bereits unmittelbar in der Bergstation der Seilbahn erwarten einen die Berberaffen. Die meiste Zeit liegen sie dösend und schläfrig in der Sonne. Aber wehe, ein Tourist ist unvorsichtig und hat eine Tüte in der Hand, in der etwas zu Essen sein könnte. Sofort sind die Affen lebendig und trachten nach der Tüte. Sie gehen sogar soweit, einem das Eis aus der Hand zu klauen. Und was der Affe einmal hat, das behält er auch … Neben den Affen gibt es auf dem Felsen auch viele Überreste der militärischen Anlagen Gibraltars zu besichtigen. Und der Ausblick von hier oben ist fantastisch!

Gibraltar Airport Innenstadt Gibraltar Berberaffe Gibraltar und La Linea

La Linea / Gibraltar ist für unseren Mitsegler Moritz, der uns von Madeira aus über den Atlantik begleitet hat, leider die Endstation. Er fährt mit dem Bus nach Malaga und fliegt von dort wieder zurück nach Deutschland. Und wir brechen auf zu einem Kurzbesuch nach Afrika.

Zu Besuch in Afrika (22. - 30. März 2012)


Eine marokkanische Braut wird geschmückt

Mit einem satten Ostwind (5 Bft) queren wir die Straße von Gibraltar. Ganz schön viel Verkehr hier. Und die dicken Pötte sind echt schnell. Dagegen fanden wir den englischen Kanal eher harmlos. Aber von La Linea bis Ceuta sind es nur knapp 18 Meilen. Die Straße von Gibraltar ist also schnell überquert. Ceuta ist eine spanische Enklave an der Küste von Marokko. Die Marina "Herkules" ist relativ klein und im Vergleich zu La Linea auch ganz schön teuer. Man fragt sich, wodurch der hohe Preis gerechtfertigt ist – an den sanitären Anlagen kann es nicht liegen. Aber das Personal ist (wie überall) sehr freundlich. Und abgesehen vom nervenden Schwell, der durch den anhaltenden Ostwind in die Marina drängt, liegt man hier absolut sicher.

Vor der Marina auf dem Weg in die Innenstadt steht eine imposante Herkules-Statue, die zeigt, wie Herkules zwei Berge, Ceuta und Gibraltar (dargestellt als zwei Säulen) gewaltsam auseinanderschiebt. Der Sage nach ist so das Mittelmeer vollgelaufen ... Ceuta ist als spanische Enklave auf dem afrikanischen Kontinent natürlich reich ausgestattet mit dicken Festungsmauern. Ursprünglich waren es übrigens die Portugiesen, die Ceuta den Mauren abgerungen haben. Später wurden Portugal von König Phillip II. von Spanien regiert. Als sich Portugal und Spanien wieder trennten, entschieden sich die Einwohner Ceutas in einer Volksabstimmung dafür, fortan zu Spanien zu gehören. Das Stadtbild von Ceuta ist sehr spanisch mit vielen Kirchen und einer Fußgängerzone, in der man typisch europäisch shoppen kann. Man kommt kaum auf die Idee, hier in Afrika zu sein. Lediglich die vielen Kopftuch tragenden Frauen (offensichtlich Marokkanerinnen) erinnern an die unmittelbare Nähe der islamischen Welt.

Ceuta Ceuta Promenade Herkules
von Ceuta
Haus in Ceuta

Aber Ceuta ist eigentlich gar nicht so spannend. Unser Ziel ist Marokko! Wir besuchen die Königsstadt Fès, etwa 300km von Ceuta entfernt am Rand des Atlasgebirges gelegen. Der Einfachheit halber werden wir von einem Privattaxi an der Grenze zu Ceuta abgeholt. Hassan, unser Fahrer, fährt recht zügig. Fast schon grenzwertig schnell. Und überholt alles, was sein Tempo (wenn auch knapp) nicht mithalten kann. Aber nichts anderes haben wir erwartet und wir geben uns nicht die Blöße, ihn aufzufordern, langsamer zu fahren. Nach etwa der halben Strecke wird eine kurze Rast eingelegt. Hassan hat Hunger. Wir trinken nur Tee, den uns Hassan ausgibt. Und weiter geht es, noch rasanter! Nur hin und wieder wird Hassans Geschwindigkeitsrausch jäh unterbrochen, wenn wir an eine Polizeikontrolle kommen. Wir haben etwa 10 Stück davon passiert. Der Verkehr muss langsam fahren, ein Teil der Fahrbahn ist mit Stacheldraht abgesperrt, ausgewählte Teilnehmer werden angehalten und müssen die Papiere vorweisen. Wir können jedoch immer unbehelligt passieren.

Gegen Viertel vor Acht erreichen wir unser Ziel, das Gästehaus Dar Ziryab in Fès. Das Dar Ziryab wurde von seinem Besitzer Jalil im Stil alter marokkanischer Paläste umgebaut. Wie in einem Märchen aus 1.001 Nacht … Jalil ist einer der renommiertesten Stadtführer in Fes und wird uns am Tag nach unserer Ankunft durch die Medina führen.

Um 7 Uhr am nächsten Morgen klingelt der Wecker. Unser Führer, Jalil, möchte mit uns um 9 Uhr aufbrechen. Und wir brauchen vorher natürlich etwas Zeit, um in die Gänge zu kommen. Nach einem schönen Frühstück werden wir von Jalil und Hassan, unserem Fahrer von gestern, abgeholt.

Zunächst besuchen wir den Königspalast. Der schöne Platz vor dem Haupteingang wurde eigens für die Hochzeit einer Tochter des Königs gebaut, ist also neu. Der Palast selbst ist uralt. Die sieben Eingangstore sind mit Messing verziert, dessen Muster in aufwendiger Handarbeit angefertigt wurden. Den Handwerksbetrieb, der diese Tore geschmückt hat, werden wir später noch besichtigen.

Nach einem kurzen Abstecher durch das Judenviertel fährt uns Hassan auf eine Anhöhe. Hier oben ist ein großer Friedhof. Jalil erklärt uns viel über die Sitten und Gebräuche der Moslems bei Todesfällen. Stolz erzählt er uns, dass seine eigene Grabstelle hier oben bereits reserviert ist. Das ist wichtig, denn ein Grab wird hier nur ein einziges Mal vergeben und bleibt dann ewig dieses eine Grab. Entsprechend groß und vielzählig sind die Friedhöfe, und entsprechend wenig Platz ist darauf, denn Fès hat knapp 1,4 Millionen Einwohner und ist uralt – die älteste Königsstadt Marokkos. Von der Anhöhe aus hat man einen sehr guten Überblick über die Medina von Fès, Fès el Bali, welche zum UNESCO Weltkulturerbe zählt.

Dann fahren wir zum Bab Boujeloud, dem blauen Tor. Dies ist einer der Eingänge in die Medina. Es liegt oberhalb der Medina. Von dort aus führt uns der Weg immer weiter hinunter bis zum Fluss, an dem die Gerber ihrem Handwerk nachgehen. Aber soweit ist es noch nicht. Wir tauchen ein in den Suq, den Markt. Hier gibt es alles, und zwar nach Handwerk und Ware getrennt. Im oberen Teil gehen wir an vielen Lebensmittelgeschäften vorbei. Lebende Hühner gibt es hier, Eier, Hammelköpfe, Fische, Kamelfüße, Rinderhälften und etliches mehr. Besonders wichtig bei den Rinderhälften: Sie müssen vom männlichen Rind, also vom Stier, stammen. Das ist nach Ansicht der Einheimischen das beste Fleisch. Zum Beweis hängt bis zuletzt der Hoden an der Rinderhälfte.

Direkt neben dem Marktgetümmel liegt eine alte Koranschule. Die Madrasa Bou Inania, ein Hort der Ruhe! Während wir die reichhaltigen Verzierungen betrachten und Jalil uns vieles erklärt, singt ein junger Mann im Gebetsraum Suren aus dem Koran …

Weiter geht es durch das Getümmel, mal links herum, mal rechts herum. Jalil sagt uns, man müsse hier geboren sein, um sich nicht zu verlaufen. Wir glauben ihm auf’s Wort. Wir sehen Steinmetzen zu, die arabische Schriftzeichen in Grabsteine meißeln, besuchen die Manufaktur, die das Messingtor des Königspalastes verziert hat, werfen einen Blick in die Schreinergasse (hier werden Brautsänften hergestellt!), besuchen den berühmtesten Brunnen Marokkos am Place Nejjarin, werfen einen Blick in die daneben liegende alte Karawanserei (Herberge), kommen vorbei an Tuch- und Goldhändlern. Dann geht es in einen heiligen Bereich innerhalb der Medina, die Umgebung des Mausoleums von Idris II. Idris II. hat Fès im 8. Jahrhundert ausgebaut und zur Hauptstadt gemacht. In diesem Bereich der Medina sind Esel als Transportmittel verboten. Deshalb befinden sich an den Zugangsgassen Holzbalken in Eselsaugenhöhe. Die heilige Stätte selbst darf man als Nichtmuslim leider nicht betreten. Aber ein Blick von außen hinein ist gestattet.

Ein paar Ecken weiter wartet ein weiteres Nationalheiligtum: Die Universität von Fès. Sie gilt als die älteste Universität der Welt (die Gelehrten streiten sich allerdings, ob die Univeristät von Kairo nicht noch etwas älter ist). So oder so – uralt. Hier hat sogar ein Papst studiert und auf dem Rückweg die arabischen Ziffern (inklusive der Null) nach Europa importiert. Gut so – sonst müssten wir heute noch mit römischen Ziffern rechnen! Auch die Universität dient als Gebetshaus. Es ist gerade halb eins und der Muezzin ruft zum zweiten Gebet des Tages. Viele Menschen strömen in den Innenhof der Universität, reinigen sich und bereiten sich auf das Gebet vor.

Wir ziehen weiter und kommen an einer kleinen Weberei vorbei. Hier wird der Webstuhl noch mit Hand und Fuß bedient. Ein Weber schafft etwa zwei große Webstücke am Tag und verdient damit etwa 25 EUR. Nicht viel für 8-10 Stunden harte Arbeit. Noch ein kleines Stück weiter unten erreichen wir die Gerber am Fluss. Wir werfen von einem der angrenzenden Lederwarenhändler einen ausgiebigen Blick auf die Gerberei. Vorher hat man uns einen kleinen Bund Pfefferminze gereicht, den wir uns vor die Nase halten sollen. Das hat einen guten Grund! Das Leder wird in Amoniakbädern gegerbt. Der Amoniak wird hergestellt aus Taubendreck. Es riecht hier – wen wundert es – wie gegorene Taubenkacke!! Die Männer, die das Leder aus der Gerbsäure holen, um es zum Färben weiter zu geben, sind nicht zu beneiden. Im Sommer liegt die Temperatur hier bei 60°C. Abartig!! Und im Winter – so Jalil – ist das Wasser eiskalt. Ein Sch…Job, im wahrsten Sinne des Wortes.

Wir verlassen die Medina und fahren zu einer Keramikmanufaktur. Hier werden Schalen, Vasen und diverse Gefäße aus Ton hergestellt. Alles per Hand und natürlich auch handbemalt. Das eigentliche Highlight ist jedoch die Herstellung von Mosaiksteinen – in ganz Marokko einzigartig! Die Mosaiksteinchen werden aus größeren Kacheln mit einem Hammer ausgeschlagen. Aus den Steinchen werden unter anderem Brunnen (wie der in der Alstadt von Fès) hergestellt. Sehr beeindruckend und interessant.

Königspalast
von Fes
Die Medina Bab Boujeloud:
Das blaue Tor
In der Medina
Gemüsehändler
in der Medina
Eine Koranschule Gerber Wollfärber

Voll von Eindrücken geht es zurück in unser Gasthaus. Wir sind ganz schön geschafft, aber wir können uns noch nicht gleich ausruhen. Heute abend sind wir – zusammen mit unserem Gastgeber – auf einer Hochzeit eingeladen. Petra bekommt dazu extra einen Kaftan ausgeliehen. Als wir um kurz nach Sieben eintreffen, werden Braut und Bräutigam gerade auf Sänften zu rythmischer Musik durch die klatschende Menge getragen. Jede Sänfte wird von vier Jungs getragen, die sich im Gleichtakt zur flotten Musik bewegen. Immer wieder kommt jemand vorbei und reicht Gebäck oder schenkt Pfefferminztee und andere Getränke aus. Überhaupt werden alle Gäste und auch wir ausnehmend zuvorkommend und nett behandelt.

Das musikalische Programm wird von mehreren Bands gestaltet. Neuere marokkanische Musik wechselt sich ab mit religiösen Tänzen und eher orientalisch angehauchten Klassikern. Ein Supersound, der uns sehr beeindruckt!! Die Gäste tanzen anmutig und ausgelassen dazu. Alle Frauen sind mit prunkvollen Kaftans bekleidet. Die Männer tragen in der Regel Anzug, manchmal auch Krawatte.

Braut und Bräutigam wechseln an diesem Abend mehrfach die Kleidung. Zu Beginn trägt die Braut ein dunkelblaues Kostüm mit viel Silberschmuck. Es folgt ein rotes Kleid. Dann ein grünes. Zum Abschluss ein Traum in Lila … Jalil erklärt uns, dass die Stoffe für diese Kleider in der Zeit zwischen Verlobung und Hochzeit vom Bräutigam gekauft werden. Die Braut bringt die Stoffe dann zum Schneider, der daraus die Kleider nach Maß anfertigt. Die Braut wird begleitet von vier Damen, die darauf achten, dass ihr Kleid immer richtig sitzt. Außerdem stimmen diese Frauen regelmäßig laute Lobpreisungen an. Zum Beispiel, wenn die Braut mit neuem Kleid wieder auftritt oder wenn ein Musikstück zu Ende ist. Diese Damen erfüllen eine ähnliche Funktion wie die Brautjungfern bei uns – nur dass diese Damen hier keine Freundinnen der Braut, sondern professionell sind. Sie sind Angestellte der Hochzeitsausrichterin, die auch die Sänften, einen Teil des Brautschmucks und andere Dinge vermietet. Zum Service gehört auch eine Henna-Malerin, die zu vorgerückter Stunde die Hände der Braut kunstvoll mit verziert, während der Bräutigam im Kreis seiner Freunde / Brüder / Kumpels tanzt.

Die Braut in der Sänfte Braut und Bräutigam

Am nächsten Tag erkunden wir die Medina auf eigene Faust. Wir nehmen in etwa den gleichen Weg wie mit unserem Führer, bleiben hier und da mal stehen und lassen die Eindrücke auf uns wirken. Einmal verlaufen wir uns kurz, aber die freundlichen Menschen von Marokko helfen uns wieder auf den richtigen Weg zurück.

Zurück nach Ceuta nehmen wir die Bahn. Das war sehr komfortabel, pünktlich und extrem günstig. Allerdings geht die Bahn nicht durch bis nach Ceuta, sondern endet in Tanger. Von dort müssen wir noch einmal ein Taxi nehmen. Aber auch dieses letzte Abenteuer in Marokko haben wir überlebt.

In Ceuta bleiben wir zwangsweise noch einen Tag länger, weil es seit Tagen mit bis zu 7 Bft aus Osten weht. Dann entstehen in der Straße von Gibraltar riesige Wellen (mittlere Wellenhöhe 4,30m, d.h. die eine oder andere 8-10m Welle ist dabei).

Costa del Sol und Costa Blanca (30. März – 21. April 2012)


Sierra Nevada, 1. April: Heute Nacht hat es dort geschneit.

In den folgenden drei Wochen hangeln wir uns gemütlich an der spanischen Südküste entlang, bis wir den geeigneten Ort zum Sprung auf die Balearen erreicht haben. Zusammenfassend muss man sagen, dass dieser Teil der spanischen Küste nur wenige wirkliche Highlights zu bieten hat. Die meisten Orte sind von Bettenburgen und anderen Einrichtungen des Massentourismus beherrscht und entsprechend verunstaltet (die Krönung im negativen Sinne ist Benidorm). Auch in seglerischer Hinsicht ist das Revier nicht besonders attraktiv. Es gibt im Wesentlichen nur zwei Hauptwindrichtungen, West oder Ost, was je nach Ziel entweder super oder bescheiden ist. Gute Ankermöglichkeiten sind sehr selten.

Auf unserem Weg die Küste entlang machen wir Halt an folgenden Orten: Sotogrande, Marbella (Marina Bajadilla), Benalmádena, Marina del Este (sehr teuer!), Almerimar, Almeria, Ensenada de los Escullos (sehr guter Ankerplatz hinter dem Cabo de Gata), Aquilas, Cartagena, Torrevieja (teuer!), Alicante und Calpe.

Wirklich sehr schön und absolut besuchenswert ist Cartagena. Diese uralte Stadt, gelegen in einem gigantischen Naturhafen, hat eine tolle Atmosphäre. Einerseits die vielen Überreste aus alten und ganz alten Zeiten (besonders beeindruckend: Ein riesiges Amphitheater aus der Römerzeit), andererseits architektonisch interessante moderne Gebäude (z.B. das Museum für Unterwasserarcheologie, direkt am Hafen), schöne gepflegte Gassen, Geschäfte und nette Restaurants. Außerdem ist Cartagena schon seit Jahrhunderten eine wichtige Marine-Basis der Spanier (und aktuell auch der NATO).

In Cartagena gibt es zwei Marinas direkt nebeneinander. Die ältere ist die westliche Marina, in der wir zu einem relativ niedrigen Preis untergekommen sind. Beide Marinas liegen direkt vor der Stadt. Im östlichen Teil des Hafens liegen die Fischer. Direkt vor dem Fischereihafen gibt es sehr gute Fischrestaurants. Und noch ein Stück weiter die Straße am Hafen entlang gibt es einen Schiffsausrüster, der alles hat. Sieht von vorne ganz klein aus, hat aber hinter dem Laden ein Hochregallager mit allem, was das Seemannsherz begehrt.

Cartagena Hafen von Cartagena Das Amphitheater

Neben Cartagena ist die wunderschöne Altstadt von Marbella erwähnenswert. Auch hier lohnt sich ein Landausflug. In Marbella haben wir den Beginn der Karwoche miterlebt. Die Spanier veranstalten in der Woche vor Ostern jeden Tag lange Prozessionen, in denen die sogenannten Büßer mit hohen Spitzhauben und wallenden Umhängen durch die Straßen ziehen. Natürlich werden auch Statuen von Maria, Jesus und anderen Heiligen mit viel Tamtam durch die Stadt getragen.

Gassen in Marbella Osterprozession Eine Heiliger wird geschleppt

Malaga haben wir ebenfalls besucht (mit dem Bus von Benalmádena aus). Wir hatten Malaga in eher schlechter Erinnerung, weil wir vor Jahren schon einmal dort waren. Jetzt ist die Stadt rehabilitiert. Ist eben auch eine von diesen schönen alten spanischen Städten.

Ein kulturelles Highlight der Extraklasse haben wir links liegen lassen: Die Alhambra in Granada. Die kennen wir schon. Außerdem waren wir gerade in Marokko und dort gab es arabische Baukunst im Überfluss. Deshalb haben wir uns den Mietwagen gespart. Wer sie allerdings noch nicht kennt und zwischen Malaga und Almeria unterwegs ist, sollte hier auf jeden Fall einen Tag Landausflug einplanen. Noch eine kleine Anekdote am Rande: Auf dem Weg nach Almeria hat uns der Zoll kontrolliert. Die Jungs kamen während der Fahrt Längsseits. Zwei Zöllner sind übergestiegen, haben die Papiere gecheckt und einen Blick unter die Kojen und in den Motorraum geworfen. Natürlich war bei uns Nichts zu finden. Alles lief sehr höflich und freundlich ab. Aber so ein Erlebnis hat man ja auch nicht alle Tage.

Malaga Der Zoll kommt an Bord

So haben wir uns also nach Osten vorgearbeitet. Wir hatten Glück, es gab fast ausschließlich Westwind, wenn auch teilweise recht kräftig. Von Calpe aus haben wir den Sprung nach Formentera gemacht. Damit beginnt eine sehr schöne Zeit auf den Balearen ...


Wir segeln wieder in östlichen Längengraden (kurz vor Calpe)
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